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Das Abenteuer Verschiffung

Für die Verschiffung von Deutschland, Bremerhaven nach Südafrika, Kapstadt haben wir uns recht kurzfristig entschieden. Da ein Herr aus Süddeutschland zufällig einen Platz im Container frei hatte, nutzten wir diese Gelegenheit. Über den ADAC erhielten wir das Carnet de Passage, welches notwendig ist für die Einfuhr des Autos in viele Länder der Welt.

Am 8. Juli haben wir die Fahrzeuge in Bremerhaven in den Container verladen. Obwohl wir in Deutschland waren, war auch hier wenig bis gar nichts organisiert. Okay dachten wir, damit haben wir eigentlich erst in Afrika gerechnet und nicht in unserem „ordentlichen“ Deutschland…

Doch wenn man genauer hinschaut ist so eine Überseeverschiffung, nichts anderes wie, wir spielen stille Post. Wir bringen mal ein wenig Licht ins Dunkel: Man beauftragt eine internationale Spedition, die sich mit Verschiffungen auskennt und die Kontakte in den jeweiligen Häfen hat. Okay Auftrag erteilt. Nun bucht diese Spedition einen Container bei einer Firma die Container verschifft, wie in unserem Fall Maersk. So jetzt nutzt die Firma Maersk nicht nur ihre eigene Schiffe sondern auch jene von anderen Reedereien. Also bucht Firma Maersk einen Platz auf einem Schiff einer anderen Reederei, in unserem Fall Hamburg Süd. Jetzt kommt Hamburg Süd ins Spiel, diese Firma beauftragt eine ortsansässige Spedition (in unserem Fall in Bremerhaven) zur Verladung der Güter in den jeweiligen Containern. Tja und da sind wir nun bei Unternehmen Nummer vier! Wie ihr seht gar nicht so leicht.

Firma Nummer eins hat uns schriftlich mitgeteilt wir sollen am 8. Juli zu Firma Nummer vier kommen um die Autos zu verladen. Dort angekommen wusste man irgendwie schon das wir kommen aber nicht, dass wir direkt verladen. Denn der entsprechende Container war gar nicht da. Es hieß, wir sollen einfach die vollgepackten Autos offen auf dem Hof stehen lassen und sie würden sie dann morgen verladen. Nee nee, so nicht! In keinem Fall lassen wir die Autos dort so stehen, also ging die Telefoniererei los. Nach rund 6 Stunden war dann der Container da und wir konnten verladen. Die Jungs vom verladen waren echt klasse und hatten es voll drauf! Mega! Das Büro eben nicht….

Am 10. Juli stand dann der Container abholbereit an der Kaimauer im Hafen. Weiter ging es dann am 13. Juli genauer gesagt um 13:11 Uhr. Der Container wurde auf das 300m langen Containerschiff „Santa Ursula“ geladen. Die Santa Ursula machte sich dann auch schon auf den Weg. Mit ein paar Zwischenstopps in Europa, alles just in Time, ging es dann in Richtung Süden entlang der westafrikanischen Küste. Soweit alles nach Plan!

Doch dann kamen in Südafrika Unruhen auf, aufgrund der Inhaftierung des ehemaligen Präsidenten. Es gab große Proteste, mit Plünderungen und schweren Ausschreitungen zwischen Behörden und Zivilisten. Doch was hat das mit unserem Container zu tun?! Im Verlauf der Unruhen wurden verschiedene Cyberattacken gestartet, darunter fielen auch die Häfen. Nun ging nichts mehr in den Häfen.  Nach Plan sollte die Santa Ursula am 01. August in Kapstadt einlaufen und unseren Container dort abladen. Die Santa Ursula war auch pünktlich dort, aber da nichts mehr in den Häfen lief, war der Hafen voll und in der Bucht lagen schon diverse Schiffe vor Anker und warteten auf ihr Einlaufen in den Hafen. So entschied sich wahrscheinlich die Reederei oder der Kapitän dazu, weiter zu fahren. Das war’s dann wohl erstmal. Neuer Termin für die Ankunft in Kapstadt 19. August … jo, läuft bei uns! Okay wir haben Zeit und es gibt ja auch einiges in Kapstadt und näherer Umgebung zu sehen.

Während der ganzen Angelegenheit wurden natürlich immer fleißig E-Mails an alle Beteiligten und nicht Beteiligten versendet wie es weiter geht oder auch nicht weiter geht, ganz nach dem Motto „ You’re all doing well“.

Nun rückte der langersehnte 19. August näher, wir standen in regem Kontakt mit unserem Agenten in Kapstadt. Der Agent ist nicht James Bond, aber er soll alle Formalitäten, zwischen den verschiedenen Speditionen und dem Zoll regeln.  Mittlerweile wurde in den Häfen wieder „normal“ gearbeitet, allerdings kam es zu einem regelrechten Stau bei den Schiffen. Die Santa Ursula kam pünktlich am 19. August in der Bucht vor Kapstadt an.

Tja, einlaufen durfte sie dann aber wieder erst einen Tag später, da noch erst ein anderes Containerschiff an der Reihe war. Erstaunlicherweise wurde direkt am 21. August der Container abgeladen, genau genommen schon morgens um 7:56 Uhr. Die Hoffnung ihn dann wenige Tage später zu bekommen regte sich. Auch unser James Bond Agent schürte diese Hoffnung. „No problem, we can do the customs examination on Monday!“ (23. August). Einen Tag später: „Ah no, we can do it on Tuesday.“ Wieder einen Tag später (mittlerweile der 23. August): „Big prolems the appointment with the customs can only take pace on Thursday morning 9am! I’m so sorry!“

Der Agent wies in seinen E-Mails, die an unzählige Beteiligten gingen, nun mehrmals daraufhin, dass es nicht zu weiteren Verzögerungen kommen darf!

Also noch zwei Tage warten, wieder das Apartment verlängern, einkaufen, alles wieder auspacken…

Donnerstag, endlich! Pünktlich (wie wir Deutschen halt so sind) stehen wir, wie bestellt, um 9 Uhr bei der Containerfirma auf der Matte. Der Fahrer des James Bond Agenten kreuzt ebenfalls pünktlich auf und hat auch die Carnet de Passages dabei. Wir warten auf den Zoll…eine halbe Stunde…eine Stunde…zwei Stunden. Oh, da ist eine auf deren Warnweste steht hinten „CUSTOMS“ drauf. Hmm…ne, nicht für uns. Oh da sind noch zwei Typen die haben auch so eine Warnweste an. Hmm…verschwinden einfach aufs Gelände.

Das Telefon der Empfangsdame (sehr nette und bemühte Frau) klingelt. Wir sollen rein kommen. Yuuuupppiiiiii! Fahrer von James Bond sprintet vor versagt aber an der Zugangskontrolle. Die nette Empfangsdame muss kommen und ihm aus der Patsche helfen. Endlich drin, nach nur drei Stunden Verspätung. Auf dem Gelände der Spedition hocken die „CUSTOMS“-Leute alle in einem leeren Container rum. Fahrer des Agenten quatscht mit ihnen, dann kommt einer mit. Und da ist er: DER Container <3

Wir vergleichen die Nummer des Containers mit unserer aus Bremerhaven und die Nummer der Plombe. Passt alles!

Es stehen unfassbar viele Leute mit rum: Fahrer vom Agenten, einer vom Container Depot, der Zollmann, unser Bekannter dem das andere Auto im Container gehört, wir beide und ca. 6 „Schaulustige“ Angestellt des Depots (alle nicht sehr vertrauenserweckend gekleidet).

Nachdem die Unversehrtheit der Plombe von allen dokumentiert wurde, öffnet der Mann vom Depot die Plombe und die Türen öffnen sich. Da sind sie, die beiden Autos. Sie sehen unversehrt aus. Dieses Gefühl nach zwei Monaten, dieses Teil, an dem das Herz hängt, wieder zu sehen ist unbeschreiblich. Linda freut sich so sehr, dass sie einen kleinen Luftsprung macht. Der Zollbeamte schaut kurz rein und merkt schnell, dass man so nicht in den Container kommt. Dazu stellt er fest, dass man die Fahrzeuge in der Momentanen Position des Containers nicht herausfahren kann. Er blättert die Carnets einige Male durch und spricht mit dem Fahrer des Agenten. Dann gehen die Türen wieder zu, neue Plombe dran. Erklärung: Die Carnets müssen als nächstes gestempelt werden, danach könne ausgeladen werden. Der Zollbeamte will sie mit zum Zollamt nehmen und stempeln in 1,5 bis 2 Stunden können sie dort wieder abgeholt werden. Wir sollen im Depot warten, der Fahrer des Agenten macht das alles. Alle ziehen los, wir warten, wieder….

Nach zwei Stunden kontaktierten wir erneut den Agent: Der Fahrer sei beim Zoll und warte auf die Carnets. Anschließend müsse er aber erst zu Maersk. Maersk benötige eine Bestätigung von den abgestempelten Carnets (warum auch immer!?). Danach kommt er direkt zum Depot. Die Zeit drängt, die machen hier um 16 Uhr den Laden dicht. Und es ist 15:15 Uhr. Wiedermal werden E-Mails geschrieben, dass der Container unbedingt heute entladen werden muss, damit wir unsere Autos bekommen. Bla, bla 1000 Leute im Mailverteiler. Die Zeit vergeht und wir ahnen es schon… wieder wird telefoniert. Jetzt kommt auf einmal die Frage auf warum wir den Container denn nicht entladen hätten. Schließlich waren ja zwei Zollbeamte da, einer zum Begleiten der Entladung und einer für den Papierkram. Tja woher sollen wir das wissen, wenn uns keiner sagt, dass wir anfangen dürfen und der andere Beamte hätte dabei bleiben sollen?! Naja somit war spätestens jetzt klar, heute wird das nichts mehr. Geahnt hatten wir es schon längst.

Nun mussten wir uns wieder ein Hotelzimmer nehmen und auf morgen hoffen. Bis in den Abend hinein wurden einige E-Mails zwischen dem Depot, Agenten und Spedition versendet. In der Hoffnung, dass es morgen nun wirklich klappt. Für uns gab’s als Entschädigung Kuchen und Radler!

So neuer Tag, neues Glück! Es ist der 27. August und wenn man bedenkt, dass der Container seit dem 21. August auf südafrikanischem Boden steht, ist es schon eine absurde Situation. Dennoch ist es leicht zu erklären! „That’s Africa!“ Also auf geht’s zum Depot. Wir waren so früh, dass selbst die Empfangsdame noch nicht da war. Nach kurzer Zeit kam Sie auch schon und siehe da der Zoll war auch zeitig da. Doch wer fehlte, der Fahrer von unserem Agenten. Meine Güte, gestern der Zoll unpünktlich, heute der Fahrer. Wir probierten es so, denn die Carnets hat der Fahrer. Wir bekommen die Zugangsberechtigung ins Depot. Also zum Container, beim Container angekommen, sprechen wir mit dem Zoll und dem Platzmeister. Alles kein Problem, aber nur mit den Carnets im Original. Okay, ruhig bleiben, tief durchatmen und nett lächeln, als ob es kein Problem wäre. Hanjo schnappt sich das Telefon, ruft den Agenten an und klärt wann jetzt endlich der Fahrer auftaucht um die Carnets zu bringen. Während dessen geht er wieder zum Empfang um dann den Fahrer möglichst direkt anzutreffen. Beim Telefonat heißt es, er ist unterwegs. Nach 15 Minuten, keiner da… also ruft Hanjo wieder an. In 15 Minuten ist der Fahrer da, „don’t worry“. Tatsächlich taucht er dann nach 12 Minuten auf.  Während der ganzen Zeit ist Linda beim Container. Der Platzmeister, ist in Ordnung und denkt mit. Er hat in der Zeit den Container versetzen lassen. Denn sonst hätten wir die Autos nicht rausholen können.

So nun ist es soweit! KORREKT abgestempelte Carnets vom südafrikanischen Zoll sind! Was man leider vom deutschen Zoll nicht behaupten kann ….

Der Zollmann ist da und der Platzmeister hat den fetten Bolzenschneider unterm Arm. Nochmal Plombe kontrollieren ob alles übereinstimmt, nicht das sich über Nacht jemand daran zu schaffen gemacht hat. Passt aber alles, der Platzmeister öffnet den Container. Der Zollbeamte ist neugierig und interessiert. Linda kommt mit dem Beamten ins Gespräch, während dessen bereitet Hanjo die Entladung vor. Gurte durchtrennen und die festgenagelten Kanthölzer mit einem Nageleisen entfernen. Dann hat der Zollbeamte auch genug gehört und trabt ab. Wir laden in Ruhe unsere Autos aus und machen alles startklar.

Plötzlich interessiert sich eigentlich keiner mehr für uns und den Container, beziehungsweise für deren Inhalt. Der Platzmeister hat uns nur gesagt wir sollen uns melden, wenn wir fertig sind. Nach ca. 1 ½ Stunden waren wir dann soweit. Okay Hanjo suchte den Platzmeister und kommt mit ihm zurück. Dieser kontrolliert den Container, es müssen noch ein paar Unterschriften geleistet werden. Nun geht es noch darum hier raus zu kommen. Dafür müssen wir zu einem Büro, wohin uns der Platzmeister führt. In dem grauen Bau werden mehrere Dokumente gedruckt und unter anderem der Passierschein ausgestellt. Den Zoll haben die Autos nicht mehr interessiert, also los geht’s! Am Pförtner wurden die Dokumente genauestens kontrolliert, alles wird ins Tablet eingetragen, inklusive Fotos von Nummernschild, Führerschein und Hanjo. Uuuund dann öffnete sich die Schranke! Nun sind wir mit unserem Lux in Südafrika! Nach langem Warten, über 400 E-Mails, vielen Nerven und das beste kein einziger Zollbeamter hat überhaupt ins Auto geschaut, geschweige denn die Fahrgestellnummern auf Übereinstimmung mit den Dokumenten kontrolliert. Einfach Hammer!....Welcome to Africa!!! 

Mit 22 Tagen Verspätung hat der Lux nach insgesamt 50 Tagen wieder festen Boden und Asphalt unter den Reifen.

Auf ins Abenteuer AFRIKA!