Norwegen, Nordkapp und Finnland I

Am nächsten Morgen macht Hanjo den Rollo hoch und winkt mich eilig herbei. Ein Rentier steht entspannt grasend direkt neben uns. Als es uns bemerkt trabt es dann doch ein paar Meter weiter. Der Himmel ist bedeckt und wir frühstücken draußen. 

Eine Rentier-Mama mit Baby kommt vorbei. Und ein paar Minuten später kommen immer mehr Tiere den Hang hoch und fressen nur wenige Meter neben unserem Frühstückstisch. 

Eine ganze Herde mit mind. 50 Tieren bewegt sich gemächlich futternd, nach und nach an uns vorbei.

Wir fahren ein Stück weiter und kommen an eine Brücke unter der rauschend ein Fluss durchfließt. Wir halten an. 

Unten am Fluss herscht reges Treiben. Einige Einheimische stehen dort. Netze und Kescher liegen umher. Ein Jüngerer erklärt uns, dass es im Fluss die einheimischen Lachse gibt und auch eingewanderte aus dem Pazifik. Die pazifischen Lachse seien stärker und machen die heimische Population kaputt; daher fischen die Anwohner welche Land am Fluss besitzen jeden Tag einmal mit einem großen Netz die "falschen" Lachse heraus. 

Auch mit Keschern werden die Lachse aussortiert. Einen der Lachse bekommen wir  geschenkt. Das Abendessen ist also gesichert. 

Wir fahren weiter Richtung Norden. Unterwegs sehen wir einen Canyon mit türkisblauem Wasser, sehr beeindruckend. Wir überlegen: Bis zum Nordkapp ist es nicht mehr allzuweit und wenn man schon mal da ist kann man dort ja mal vorbei fahren. Und Zeit haben wir ja auch. Das ist ein Plan!

Am Abend stehen wir wieder an einem Fjord und haben am nächsten Tag noch ca. 200km zum Nordkapp. Der frische Lachs wird gegrillt und zusammen mit einem Salat verspeist. 

Morgens überqueren ab und an Rentiere die Straße, man muss aufmerksam sein. Die Landschaft ist atemberaubend und genauso, wie wir uns Norwegen immer vorgestellt haben. Ruhig, rau, mit bunten Häusern welche vor Bergen und Meer stehen. Traumhaft. 

Aber auch die riesen Masse an "Weißware" (Wohnmobile) ist überwältigend. Auf jedem kleinen Weg oder Platz neben der Straße stehen sie und in Mengen....unfassbar. 

Wir besuchen Honningsvag. Im Hafen liegt ein Hurtigruten Schiff und zwei riesige Kreuzfahrtschiffe. Busse fahren ab, wohl auch zum Nordkapp.

Wir fahren weiter und je näher wir dem nördlichsten Punkt Europas kommen desto schlechter wird das Wetter. Es nieselt, ist wolkenverhangen und neblig. Man sieht kaum das vorausfahrende Auto. 

Oben angekommen nehmen wir das 24h Ticket und hoffen, dass in dieser Zeit das Wetter besser wird. 

Wir parken neben der ganzen "Weißware" und gehen erstmal ins Besucherzentrum. Oder sollte ich eher sagen wir werden dahin geblasen?! Es weht ein Wind mit gefühlter Windstärke 10. 

Im Besucherzentrum Leute wohin das Auge reicht. 

Besagte Busse aus Honningsvag stehen vor der Tür. 

Wir beschließen uns in die Wohnkabine zu setzen und erstmal zu warten, bis die alle weg sind. Da das Besucherzentrum bis 1h in der Nacht auf hat ist ja noch genug Zeit. 

Wir kochen Nudeln, lesen und werden vom Wind mächtig durchgeschaukelt. 

Gegen 19:30h kriechen wir wieder raus. Das Wetter ist nach wie vor grauenvoll. 

Die Tagestouris sind verschwunden nur noch ca. 20 Leute halten sich in der großen Halle auf.

Wir durchstöbern in Ruhe den fast komplett leeren Souveniershop, schauen den Film über das Nordkapp und sehen uns die Geschichte des Nordkapp an. Dann wagen wir uns nach draußen und schießen im Nebel die ersten Bilder an der berühmten Weltkugel. 

Zurück im Lux beschließen wir uns hin zu legen und stellen den Wecker alle 1,5h um nicht zu verpassen falls die Sicht besser wird.

Da es nicht dunkel wird könnte man ja auch nachts um 3h Bilder machen.

Der Wecker klingelt, Rollo hoch, rausschauen...man sieht nix.

Als der Wecker zum zweiten Mal klingelt kann man das Besucherzentrum sehen, es hat also aufgeklart. Schnell angezogen und raus. Bis wir an der Weltkugel ankommen sind ist der dicke Nebel schon wieder zurück. Trotzdem machen wir noch ein paar Fotos. Anschließend legen wir uns hin und stellen den Wecker erst wieder zum Frühstück (in 1h20Min). 

Das Frühstück ist als Buffet arrangiert und lässt keine Wünsche offen. Könnte man vor den Scheiben nun auch noch etwas sehen außer die weiße Suppe wäre es noch toller...aber ist eben nicht. 

Nach dem guten Essen entscheiden wir zu fahren. Laut Wetterbericht soll es die nächsten Tage am Nordkapp so bleiben. 

Wir fahren die Strecke vom Nordkapp zurück und überqueren dann später die Grenze zu Finnland. Kurz hinter der Grenze haben wir uns einen Campingplatz ausgeschaut zu dem wir wollen. Endlich duschen nach fast 2 Wochen nur Waschen. 

Am Tag danach fahren wir in Richtung Lemenjoki Nationalpark. Irgendetwas klappert vorne rechts. Motorhaube auf, die Batteriehalterung ist an zwei Stellen abgerissen. Uns war klar, dass dies früher oder später passieren würde. Die originale Batterie ist kleiner und leichter als jene welche der Lux jetzt hat. 

An einem kleinen Platz neben einem Fluss packen wir die mobile Werkstatt aus. 

Schnell ist der Luftfilter ausgebaut und die Batterie ebenfalls. 

Leider haben wir keinen Akkuschrauber dabei um die beiden Bleche einfach mit einer Schraube verbinden zu können. Hanjo kramt ein altes Knetklebezeug hervor welches noch von seiner Reise 2015 durch Asien stammt. 

Da wir nichts anderes haben versuchen wir es damit. Trocknungszeit 3h, volle Aushärtung nach 24h. 

Ok, wir haben 4km entfernt eine Rentierfarm entdeckt zu welcher wir laufen wärend das Zeug hoffentlich trocknet. 

Doch an der Farm angekommen hat diese zu...wir haben immer ein Glück...

Zurück am Auto ist diese Knetpampe echt hart geworden. 

Am Fluss waschen wir noch Wäsche, grillen und bauen den Lux wieder zusammen. Während dessen kommt noch ein echt großes Rentier mit großem Geweih vorbei. Ein Elch hat sich leider nach wie vor nicht blicken lassen.