Da sind wir: An der Grenze zu Saudi Arabien. Erst seit 2018 ist es möglich dieses Königreich als Tourist zu bereisen. Dass das Land sechs Mal so groß wie Deutschland ist wird wohl einer der Gründe sein, dass man direkt ein 90 Tage Visum mit mehrfacher Einreise erhält (eVisum). Doch erst einmal müssen wir aus den Emiraten ausreisen.
Alles ist groß angelegt, aber nichts ist los. Wir wählen den Weg für PKW, die LKW‘s müssen rechts abbiegen. Dort tummeln sich hunderte LKW‘s und warten auf deren Abfertigung.
Die ersten beiden Drive Trough Schalterreihen sind nicht besetzt. An der dritten Schalterreihe wird gearbeitet. Unkompliziert werden unsere Pässe gestempelt.
Danach fragen wir wo der Zoll ist für das Carnet, der Beamte meint das bräuchten wir nicht. Wir versuchen ihm klar zu machen, dass das Carnet definitiv gestempelt werden muss bevor wir ausreisen. Nach einem Hin und Her, schickt er uns zurück. Wir sollen zu den LKW’s fahren. Also drehen wir um und machen uns auf den Weg. Wir schlängeln uns durch hunderte LKW’s durch und landen vor einem Büro. Hanjo geht in das Büro, dort herrscht reger Betrieb. Allerdings kann man uns auch hier nicht helfen. Wir sollen in das Büro neben an. Gesagt, getan.
Die zwei Zollbeamten sind nicht wirklich motiviert und schicken Hanjo zum Vorgesetzten. Er begrüßt Hanjo und sieht schon das Carnet. Er fragt direkt, „You need Stamp?“ innerhalb zwei Minuten ist alles erledigt und wir können wieder zurück fahren. Da unsere Pässe bereits gestempelt sind, können wir so passieren.
Auch auf der Saudischen Seite gibt es mindestens sechs Spuren für die Einreise. Doch nur sehr wenige Fahrzeuge stehen im PKW Bereich an. Am Schalter sagt man uns dass wir erst zum Hospital müssen. Ein Container in dem ein Schreibtisch steht. Dahinter ein Mann der den ganzen Tag nur PCR Tests kontrolliert und diese stempelt. Anschließend sind wir uns nicht sicher wo wir hin müssen und sprechen einen Beamten an, der gerade zu einem Büro läuft. Er nimmt uns direkt mit und kümmert sich persönlich um unsere Einreise. Das Carnet lassen wir hier gar nicht erst stempeln. Das gibt hier in Middle East immer nur Probleme, anders als in Afrika, wo das gelbe Dokument an jeder Grenze seht wohl bekannt ist. Der Lux wird nur in einem System erfasst und wir kaufen eine teure Versicherung (3 Monate ca. 90€).
Ein Zollbeamter schaut einmal kurz in die Kabine und in zwei Außenklappen und das wars. Willkommen im Königreich Saudi Arabien.
Kurz hinter der Grenze gibt es eine Rastanlage. Wir ziehen Geld am Drive-In Geldautomat und tanken damit für 0,16€/l voll. Anschließend finden wir einen kleinen Laden für SIM Karten. Nach kurzen Verständigungsproblemen werden auf einem Stück Papier die Angebote niedergeschrieben. Wir entscheiden uns für ein Paket. Problem, das Internet läuft bei dem guten Mann gerade selbst nicht und er kann uns nichts verkaufen. Wir sollen in zehn Minuten nochmal kommen. Da es schon fast 16 Uhr ist und wir noch kein Mittagessen hatten verkriechen wir uns in die Kabine und essen etwas. Danach kehren wir in den Laden zurück. Plötzlich hat der Mann ein noch besseres Angebot für uns und sein Internet geht auch wieder. Zu unserer Freude bekommen wir ein Paket bei welchem Socialmedia (Facebook, Instagram, Youtube, WhatApp…) als Flatrate enthalten ist.
Wir düsen ab. Die Sonne sinkt schon langsam und wir brauchen noch einen Schlafplatz. Ein Stück entfernt von der Straße finden wir einen größeren Hügel hinter welchem wir parken. Hier in Saudi Arabien muss jeder eine App (Tawakkalna) auf dem Handy haben um die Impfungen nachzuweisen. Wir laden die App runter, registrieren uns mit der Visa- und Bordernumber und geben die Saudische Handynummer unserer erworbenen SIM Karte ein. Sofort taucht auf beiden Handys jeweils das Bild welches an der Grenze von uns gemacht wurde auf. Spuky. Zwei Probleme gibt es: 1. Jeder muss eine saudische Nummer haben, 2. Unser Status in der App steht auf „Non-Immune“. Wir googlen und finden heraus, dass wir hätten vor der Einreise die Impfzertifikate in irgendein Portal hochladen müssen. Mist. Wir versuchen dies nachzuholen, doch das System weiß sofort, dass wir bereits im Land sind und verwehrt dann das Hochladen. Also müssen wir die Tage irgendwo im Krankenhaus o.ä. Hilfe finden, denn ohne diesen grünen Status in der App kommt man eigentlich Nirgends rein. Sowohl bei Restaurants, Shopping Malls als auch Supermärkten wird am Eingang immer dieser Status der App kontrolliert. Am Abend erfreuen wir uns der Youtube Flatrate und schauen einen Film.
Am nächsten Morgen fahren wir zurück zum SIM Karten Mann und kaufen eine zweite, sodass wir beide die App freischalten können. Auf unserem Weg liegt ein Krankenhaus. Wir halten und sprechen mit unserem Problem der App vor. Die Dame versteht, meint aber wir sollen ein paar Tage warten, dann würde das schon noch grün werden. Ja, wenn man denn den Kram hochgeladen hätte. Das versteht sie dann nicht ganz und meint wir sollen einfach bis das grün wird unsere Dokumente immer zeigen. Wir kommen hier also nicht weiter und zischen ab.
Wir verlassen die Hauptstraße und biegen rechts ab. Wir wollen ein Stück in die Wüste um einen netten Übernachtungsplatz zu finden. Wir fahren durch ein mehr oder weniger verlassenes Dorf. Einige Gebäude wurden schon vom Wüstensand eingenommen. Die Straße endet. Der Sand ist direkt so weich, dass wir uns fast fest fahren. Also erstmal rückwärts Gang rein und anschließend Luft ablassen. Doch zum Luft ablassen kommen wir erst gar nicht. Beim zurücksetzen sieht Linda auf einmal vor einem Gebäude mehrere Falken sitzen. Im gleichen Augenblick kommen auch schon mehrere Männer aus dem Haus. Sie winken, dass wir zu ihnen kommen sollen. Also parken wir erst einmal. Beim Aussteigen werden wir überschwänglich begrüßt und zum Tee eingeladen. Im Haus sind auch mehrere Falken, es sind wunderschöne Tiere! Alle sind begeistert über unsere Anwesenheit und heißen uns herzlich Willkommen.
Sie trainieren hier mit ihren Falken in der Wüste. Die meisten kommen ursprünglich aus diesem Dorf, leben und arbeiten aber mittlerweile überwiegend in Katar. Vor der Haustür stehen ausschließlich Toyota Landcruiser 200. Immer zwischen 6-10 Fahrzeuge, denn es herrscht ein Kommen und Gehen. Ein King oder Fox Fahrwerk ist natürlich obligatorisch, schließlich muss man den Falken in der Wüste mit 120 Sachen folgen können.
Wir tauschen uns aus, woher wir kommen, wohin wir wollen, etc. Wir erfahren viel über die Falken und deren Leben hier. Wir bekommen alle Falken gezeigt, insgesamt sind es 20 Tiere. Auch sprechen wir über den Wert der Tiere. Da merken wir, dass die Landcruiser draußen eher Beiwerk sind. Bei verschiedenen Rennen, erfahren wir, bekommt man als Gewinner zusätzlich zum Preisgeld einen Landcruiser geschenkt! Es ist sehr windig heute, aber gegen späten Nachmittag legt sich der Wind. Gegen 16 Uhr brechen wir auf in die Wüste. Nicht mit dem Lux, sondern mit den Falkenbesitzern im Landcruiser. Die Mittelkonsole im Landcruiser ist extra umgebaut worden damit die Falken dort Platz nehmen können.
Es geht los, hier zu Lande ist es noch erlaubt mit lebenden Tauben die Falken zu trainieren. In ca. einem Kilometer Entfernung ist eine Taube an einem Strick angebunden. Wir lassen den Falken fliegen. Es geht rasend schnell, wir fahren mit über 120km/h dem Falken hinterher. Damit der Falke die Taube nicht sofort schnappt, wird die Taube mit dem Strick immer wieder weggezogen. Nach einigen Angriffen des Falken sieht man, dass das Tier sichtlich müde wird. Auf Grund dessen darf er die Taube dann schlagen und auch teilweise fressen. Es wird penibel auf das Gewicht der Flugtiere geachtet, sind sie zu fett werden sie träge.
Ein anderes Tier absolviert heute eine andere Disziplin. Eine Taube wird frei fliegen gelassen und kurz hinterher der Falke. Der Landcrusier rast durch die Wüste. Die Augen des Fahrers verfolgen den Falken durch das offene Dachfenster. Was vor dem Landcruiser liegt ist egal. Ohne Rücksicht auf Verluste brettert das Auto mit 130km/h über kleine Dünen und durch Löcher. Man muss sich gut festhalten. Plötzlich ist der Falke nicht mehr zu sehen. Vier Autos kreisen suchend durch den Sand. Dann wird der GPS Empfänger ausgepackt. Jeder Falke trägt beim Training einen GPS Sender, sodass er immer wieder auffindbar ist. Dem Piep Signal hinterher überqueren wir eine größere Straße welche hier durch die Wüste führt. Zwischen Beduinenzelten und Kamelen suchen wir den Vogel. Es dauert eine ganze Weile. Der Funk steht nicht still, alle suchen. Nach ca. 20 Minuten sichtet einer der Männer den Falken auf einer Düne sitzend. Wieder mit einer lebenden Taube, wird der Falke angelockt. Da er heute keine Leistung gebracht hat darf er die Taube nicht fressen.
Am Abend duschen wir und bearbeiten die Bilder des Tages. Anschließend schauen wir die Bilder mit den Männern zusammen an. Den USB Stick schenken wir ihnen. Am nächsten Morgen dürfen wir noch mit frühstücken und verabschieden uns.
Wir fahren in Richtung Dammam und wollen am Meer ein paar ruhige Tage verbringen um Bürokram zu erledigen.
Wir klappern einige Strände ab. Alle VOLLER MÜLL! Unfassbar. Die Menge an Müll übersteigt alles, was wir bisher gesehen haben.
Letzten Endes finden wir aber einen öffentlichen Strand mit Picknick Möglichkeiten. Neben einem Dach für Schatten halten wir.
Hanjo repariert es noch. Kurze Zeit später steht das Militär neben uns. Mit drei Worten Englisch geben sie uns zu verstehen, dass wir hier nicht übernachten dürfen. Ein Stück den Strand runter ist ein Caravan Stellplatz da sollen wir hin. Wir finden den Platz. Er ist nett angelegt, jedoch fehlt für unsere Zwecke eine Toilette. Naja in drei Minuten Gehzeit ist eins. Wir verbringen drei Nächte und erledigen Visa Anträge, E-mails und Telefonate.
100km weiter kommen wir nach Dammam.
Wir besuchen das Büro von welchem aus die Arbeitsstelle von Hanjos Bruder verwaltet wird und treffen einen seiner deutschen Kollegen. Dammam hat sonst nicht wirklich viel zu bieten. Und so fahren wir weiter Richtung Hofuf.
In der Nähe der Stadt besuchen wir den Yellow Lake. Es ist Freitag. Zwei größere Dünen erheben sich rundum den See. Auf der größeren ist viel los. Einheimische mit allen möglichen Geländewagen tummeln sich im Sand. Es wird gefahren, gepicknickt und alle haben Spaß.
Wir fallen natürlich direkt auf, müssen Selfies machen, tausendmal erklären wo wir herkommen und wie unser weiterer Plan ist. Nach ca. 2 Stunden suchen wir uns ein ruhigeres Plätzchen für die Nacht. Wir wollen draußen sitzen, doch ein riesiger Schwarm Mücken verwehrt uns dies.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Hofuf.
Unser Pech ist, dass es Samstag ist. Da ist hier ähnlich wie in Deutschland nicht ganz so viel los bzw. ab Mittag geschlossen.
Trotzdem fahren wir kurz bei dem Cafe vorbei welches UNESCO Weltkulturerbe ist. Auch den Markt besuchen wir kurz. Leider ist alles geschlossen. In einem Hotel mit Restaurant bekommen wir aber ein sehr leckeres, traditionelles essen.
Da wir keine Lust haben einen Tag zu warten, dass alles aufmacht fahren wir weiter.
Unser nächstes Ziel ist die Hauptstadt – Riyadh. Wir kommen an einem Sonntagnachmittag an.
Am Nationalmuseum finden wir einen Parkplatz der auch als Nachtlager dienen kann. Wir schlendern durch den Park des Nationalmuseums und kaufen bei einer kleinen Bäckerei noch warmes Fladenbrot. Im Lux essen wir das leckere Brot zusammen mit Tomaten und hier traditionellem Fetakäse. Zwei Plätze neben uns hält ein kleiner Transporter. Zwei Männer steigen aus, beten und essen dann auf dem Boden neben ihrem Wagen.
Kurze Zeit später stehen beide neben dem Lux und fragen uns mit Händen und Füßen, ob sie bei uns Hände waschen können (da man hier auf dem Boden und mit Händen isst müssen diese nach dem Essen immer gewaschen werden). Linda zeigt ihnen unseren Außenwassertank. Sie bedanken sich und stehen plötzlich mit Kartoffeln, Zwiebeln, Grapefruits und einer anderen, uns unbekannten, Art Früchte wieder vor unserer Tür. Mit großen Augen bedanken und freuen wir uns.
Nach einer ruhigen Nacht auf dem Parkplatz fahren wir los den Lux waschen. Der Yellow Lake ist salzhaltig und da wir drumherum gefahren sind klebt der salzige Matsch am ganzen Auto. Mit viel Shampoo wird der Lux mit Hanjos Hilfe wieder fein sauber. Die Jungs waschen leider nur sehr oberflächlich und als Hanjo in die Radkästen greift, Hände voll Schlamm herausholt und ihnen somit zeigt wo sie vergessen haben zu reinigen staunen sie nicht schlecht.
Frisch sauber machen wir uns auf die Suche nach Wasser. Bei einer Tankstelle, wo auch die großen Wassertanker tanken bekommen wir für 10 SAR (ca. 2,38€) so viel Wasser wie wir haben wollen.
Anschließend fahren wir ins Botschaftsviertel (Diplomatic Quater) um die kuwaitische und jordanische Botschaft zu besuchen. In beiden spricht kaum jemand Englisch, sodass sich die Besuche hin ziehen. Viel schlauer sind wir danach nicht. Für Kuwait müssen wir das Visum nochmal beantragen. Den kleinen Fehler den wir gemacht haben können sie hier nicht ausbügeln. Bei den Jordaniern wird uns erzählt, dass wir ein eVisum beantragen sollen und es dann bei der Botschaft abholen müssen. Hmm..interessant.
Auf der Seite des Auswärtigen Amtes steht, dass deutsche, welche ein Visum mit Mehrfacher Einreise brauchen dieses direkt bei einer Botschaft beantragen müssen. Nun gut, der Mann wird’s wissen. Auf dem Parkplatz der Botschaft essen wir im Lux was und machen gleichzeitig die eVisa Anträge für Jordanien fertig. Dazu muss man sich einen Account generieren. Der Verifizierungslink per Mail kommt dann aber irgendwann in den nächsten 48 Stunden. 48 Stunden!!!!!! Um einen Link zu mailen!!!!! Im Ernst?!?!?!?!
Leicht genervt fahren wir zu einem Supermarkt um TRINKwasser zu kaufen. Das Wasser welches wir am Morgen getankt haben ist nämlich keines. Auch unsere Filter können den komischen Geschmack nicht herausfiltern. Wir kaufen ein paar Flaschen Trinkwasser und zwei Eis.
Vor dem Markt essen wir das Eis und sehen von weitem einige Leute um den Lux herum. Wir gehen hin. Einheimische, die sich für uns, unsere Reise und das Auto interessieren. Einer der Englisch spricht löchert uns und übersetzt dann für alle andern ins Arabische. Instagramprofile werden ausgetauscht und plötzlich kommt einer der jüngeren Männer auf uns zu und meint, dass er ein Geschenk für uns hat. Er drückt uns eine schwarze Box in die Hand. Eine Powerbank und zwar keine kleine. Wir bedanken uns und sind ziemlich überwältigt.
Mittlerweile ist es kurz nach 18 Uhr. Wir haben eine Verabredung.
2015 hat Hanjo im Iran durch großen Zufall eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft kennengelernt. Seit dem gab es immer mal wieder Kontakt und mittlerweile arbeitet Anke in Riyadh. Und so sind wir für ein paar Tage eingeladen Anke und ihren Mann Eric (Diplomat der Schwedischen Botschaft) zu besuchen. Da um die Uhrzeit jetzt die deutsche Botschaft schon geschlossen hat lässt uns die Polizei an der Einfahrt zum Diplomatischen Viertel nicht rein. Wir müssen Anke kontaktieren und sie muss uns unter Vorzeigen ihres Ausweises abholen.
Wir verbringen einen ganz tollen und entspannten Abend zu sechst, denn eine weitere Mitarbeiterin der deutschen Botschaft und ihr kanadischer Freund stoßen zu uns.
Auf Nachfrage wählen wir das Gästezimmer. Einziges Problem, das Haus hat kein Wasser.
Es gibt irgendwo ein Leck, welchem Arbeiter schon zwei Tage auf der Spur sind. Es fühlt sich großartig an mal wieder auf einer richtige Matratze zu schlafen.
Am nächsten Morgen sind wir allein. Anke und Eric sind schon los zum Arbeiten. Wir bekommen einen Schlüssel für das Haus, sodass wir unabhängig sind. Mit Internet und Laptop erledigen wir ein bisschen Papierkram und spülen die Toilette mit Wasser aus dem Pool. Wir beschließen das Wasser welches wir getankt hatten ab zu lassen und zu schauen, dass wir irgendwo Trinkwasser tanken können. In der ganzen Stadt ist kein Wasserhahn mit Trinkwasser zu finden und so kaufen wir am Straßenrand von einem großen LKW, drei 18L „Fässer“. Normalerweise werden diese in den Haushalten in Trinkspendern eingesetzt. Wasser haben wir jetzt, aber es gab noch kein Frühstück und auch kein Mittagessen. Mit Hilfe von google treiben wir ein Restaurant auf. Mama Noura verwöhnt uns wieder mit leckeren lokalen Speisen. Zurück bei Anke und Eric machen wir den Tank leer und pumpen die drei Kanister mit unserer Akkuschrauberpumpe in unseren Tank um.
Eric kommt kurz nachhause um sich umzuziehen, dann muss er gleich wieder los zu einem Geschäftsessen.
Wir machen uns Nudeln und backen einen Kuchen für alle. Es ist unfassbar schön, nach einer mittlerweile so langen Zeit mal wieder in einem „europäisch geführten“ Haushalt Gast zu sein, eine richtige Küche zu benutzen und sich ein bisschen zuhause zu fühlen.
Auch Anke hat am Abend noch eine Verabredung und so kommen unsere beiden Gastgeber beide erst gegen 23 Uhr nachhause. Gemeinsam essen wir noch ein Stück Kuchen.
Am nächsten Tag kommt endlich der Code für den Zugang zur eVisa Plattform von Jordanien. Wir füllen alles aus und klicken auf „Senden“. Eine rote Fehlermeldung plopt auf. Demnach können wir mit unserer Staatsbürgerschaft kein eVisum beantragen. Also stimmt das wohl doch was auf der Seite des Auswärtigen Amtes steht, dass deutsche dafür zur jordanischen Botschaft müssen.
Wir frühstücken noch schnell und fahren dann wieder zur Botschaft. Wieder das gleiche Problem, dass niemand Englisch spricht. Nach einiger Zeit treiben sie doch jemanden auf. Aber ein anderer Herr als bei unserem ersten Besuch.
Er fragt uns welche Nationalität wir haben und meint nach unserer Antwort, dass wir gar kein Visum bräuchten. Hmm…ok.
Jeder ist hier also anderer Meinung. Wir merken, dass es keinen Sinn hat weiter zu diskutieren oder nachzufragen und ziehen ab.
Eric und Anke haben mittlerweile natürlich mitbekommen, welche Probleme wir haben. Ein Kollege in der deutschen Botschaft ist Jordanier und ruft für uns nochmal in der Botschaft seines Landes an. Auch er erhält die gleiche Antwort, dass wir ein Visum on arrival bekommen können.
Damit lassen wir es auf sich bewenden und werden einfach zur Grenze fahren und sehen was uns erwartet.
Am Abend essen wir in Eile zu viert zusammen um dann zum einmal im Monat stattfindenden Filmabend in die deutsche Botschaft zu fahren. Es läuft „System Sprenger“. Auf Deutsch mit englischen Untertiteln. Nach dem Film ist es auch schon wieder spät, sodass wir direkt zurück fahren, uns noch kurz unterhalten und dann die letzte Nacht auf einer richtigen Matratze verbringen.
Am Morgen frühstücken wir noch gemeinsam bevor Anke und Eric zur Arbeit müssen.
Wir räumen den Tisch ab, duschen noch schnell (das Wasser geht kurzzeitig) und fahren dann los. Lange Strecken und Fahrtage liegen jetzt vor uns. Von Riyadh nach Jedda sind es ca. 950km.
(Von unserem Aufenthalt bei anke und Eric gibt es leider keine Bilder. Wir haben es wohl so genossen, dass wir das ganz vergessen haben.)
Wir fahren mehrere Tage hintereinander viele 100 Kilometer. Wir planen so, dass wir am Abend jeweils an einer schönen Stelle/Sehenswürdigkeit sind.
Und so kommen wir an einem schönen Berg auf dem Blumen wachsen, am Al Waba Vulkankrater und in Ta’if mit seinem Markt vorbei.
Auf unserem Weg liegt auch Mekka. Jedoch ist es Nicht-Moslems untersagt die Stadt zu betreten. Wir folgen den Schildern „Non-Muslims“ und umfahren die Stadt in Richtung Meer.
In Jedda sind wir am frühen Vormittag. So schaffen wir es alles, was wir in der Stadt sehen wollen an einem Tag. Darunter die Altstadt welche leider absolut NICHT sehenswert ist. Überall Müll, Katzen und Ruinen von Häusern.
Wir übernachten noch und machen uns dann auf den weiteren langen Weg in Richtung Medina. In der Nähe von Medina machen wir wieder Halt an einem Vulkankrater. Weniger spektakulär als der erste aber auch nett und ein ruhiges Nachtlager.
Am nächsten Tag fahren wir nach Medina.
Nach Mekka ist diese Stadt die zweit heiligste des Islam, darf aber auch von Nicht-Muslimen besucht werden.
Bis wir ankommen ist es bereits Mittag und somit wenig los. Denn wie wir in den letzten Wochen lernen mussten ist das Leben hier vormittags bis ca. 12:30 im Gange und dann erst wieder ab 16 Uhr. Auf Grund des heißen Sommers ist ein Arbeiten anders auch nicht möglich.
Den Lux können wir praktischerweise mitten in der Innenstadt für 1,25€ für eine Stunde parken.
Nach einem kurzen Fußweg stehen wir vor den Toren der großen Moschee Medinas (Al-Masdschid an-nabawi).
Rein dürfen wir natürlich nicht aber wir laufen den Zaun entlang und erhaschen so einige Blicke auf das imposante Gebäude. Auf dem Vorplatz stehen große Sonnendächer. Sie sehen aus wie Schirme und können wie ein riesiger Sonnenschirm auf uns zu geklappt werden. Natürlich made in Germany von Liebherr.
Wir schlendern noch ein bisschen durch die Straßen ehe unser Parkticket abläuft. Mit dem Auto cruisen wir noch ein bisschen planlos durch die Stadt und verlassen sie dann wieder Richtung Meer nach Yanbu. Wir erreichen die Hafen- und Industriestadt am späten Nachmittag und finden direkt einen ruhigen Parkplatz der wohl auch als Schlafplatz gut dienen kann.
Mit der Kamera in der Hand besuchen wir den alten Stadtteil Yanbus.
Einige alte Häuser sind kurz vor dem Einsturz und durch einen Bauzaun unzugänglich gemacht. Andere sind sehr schön wieder hergerichtet.
Der Stadtteil ist ein bisschen auf Tourismus ausgelegt und recht sauber. Beim Verlassen dieses Viertels prägt aber wieder das übliche Bild Saudi Arabiens die Stadt; Müll, Katzen und heruntergekommene Gebäude.
An einer größeren Straße finden wir ein türkisches Restaurant. Es ist kurz nach 18 Uhr, wir bestellen, setzen uns und genießen das Abendessen.
18:35 Uhr wir sind noch nicht ganz fertig mit essen, da beginnt der Muezzin zu rufen. Aufruhr im Lokal ist zu verspüren. Lichter werden gelöscht und ziemlich unsanft wird uns zu verstehen gegeben, dass wir unser Essen jetzt beenden müssen.
Diese Gebetszeiten gehen uns leicht auf den Zeiger. Fünf Mal am Tag wird gebetet. Während Läden geöffnet haben wird dafür jedes Mal ca. 20-30 Min. geschlossen. Einkaufen ist hier für uns also eine Herausforderung. Man muss genau wissen wann Gebet ist und wann sowieso wegen der Mittagsruhe/Hitze geschlossen ist. Vielleicht ein Grund warum wir häufig in Malls oder großen Supermärkten einkaufen?! Die haben nämlich einfach durchgängig auf.
Zurück am Lux ist es schon fast dunkel und der Parkplatz hat sich ziemlich gefüllt. Familien mit Kindern pilgern in den alten Stadtteil. Den ganzen Abend ist es sehr unruhig auf dem Parkplatz. Falsch gedacht, dass es hier eine gute Nacht wird. Hier beginnt der Tag erst mit der Nacht. Naja gegen 1:30 ist dann endlich langsam Ruhe und wir können mit Ventilator und Lüftung bei ca. 33C ein bisschen schlafen.
Gerädert wachen wir auf, machen den Lux startklar und verschwinden. Wieder ein Fahrtag mit vielen hundert Kilometern bis nach Al Ula. Direkt steuern wir den Elephant Rock an.
Wir trauen unseren Augen nicht. Um den Fels herum ist ein Cafe, Sitzgruppen und es läuft Musik. Vor dem eingezäunten Bereich des Felsens stehen gesattelte Pferde und Kamele mitten in der Sonne, den ganzen Tag.
Für ein paar Rial kann man noch ein Stück reiten. Uns tun die Tiere leid, aber das spielt hier keine Rolle. Etwas skurril ist die ganze Szenerie. Einerseits liegt hier überall Müll, viele Häuser sind zerfallen und auf den Dörfern ist teilweise auch Armut zu sehen. Andererseits schafft man es nun hier an einem einfachen Felsen ein Touristen Highlight zu schaffen.
Nun ja, wir machen Bilder vom Elephant Rock und verschwinden wieder. Die ganze Gegend um Al Ula ist der Wahnsinn. Wunderschöne Felsen in den verschiedensten Formationen. Und so finden wir auch einen netten Platz für die Nacht.
Am nächsten Morgen wollen wir weiter in Richtung Tabuk. Auf der Straße hält uns ein Mann an und bietet uns an einige Sachen auf den nächsten paar Kilometern zu zeigen. Wir folgen ihm.
Als erstes zeigt er uns einen Salzwassersee. Für uns jedoch fast interessanter als der See ist die ca. 300 Tiere starke Kamelherde welche am See grast.
Weiter zeigt er uns einen Aussicht von einem kleinen Berg und einen Garten welcher durch eine Quelle bewässert wird.
Wir bedanken uns und ziehen dann weiter unseres Weges.
Von Tabuk haben viele geschwärmt, wir sind gespannt. In der Stadt angekommen ist sie jedoch nichts anderes als die meisten Städte welche wir bisher in Saudi gesehen haben. Wir vermuten, dass mit „Tabuk“ eigentlich gar nicht die Stadt gemeint ist sondern die Gegend um die Stadt, denn die ist wunderschön.
In Tabuk selbst drucken wir noch unsere Dokumente für die Grenze nach Jordanien aus und kaufen für Linda zwei Blusen welche über den Hintern gehen (schon für den Iran). Wir streifen durch das Umland von Tabuk und sehen wahnsinnig viele und tolle Felsformationen. Wir schlagen Richtung Rotes Meer ein und sehen uns das Flugzeugwrack an, welches am Strand liegt.
Bei dem Wrack handelt es sich um ein ehemaliges amerikanisches Wasserflugzeug des Militärs. Genau genommen ist es ein Flugzeug des Typs PBY-5A von Catalina aus den 1930gern.
Das Flugzeug ist nicht wirklich abgestürzt, sondern es ist beim Starten auf ein Korallenriff aufgelaufen. Denn beim letzten Start des Flugzeugs am 22. März 1960 hatte es Thomas Kendall eilig, da er unter Beschuss von Beduinen stand. Die Beduinen gingen davon aus, dass es sich um einen Militär Angriff handelte. Der pensionierte Geschäftsmann Thomas Kendall befand sich aber lediglich auf seiner Weltreise mit seinen Kindern. Nach heftigem Beschuss nahmen die Beduinen die gesamte Besatzung gefangen. Angeblich wurde niemand verletzt und sie konnten später in die Staaten zurückkehren.
Lustige Story dort: Rund um das Flugzeug ist ein Wall aufgeschüttet, sodass man nicht mit dem Auto ganz ran fahren kann. Auf einer kleinen Anhöhe steht ein Polizeiauto. Wir laufen um das Wrack, machen Bilder. Anschließend fahren wir ebenfalls auf die Anhöhe um ein Bild von Lux und dem Flugzeug zu machen.
Gleichzeitig fährt ein Geländewagen über den Wall zum Flugzeug jedoch in einem solchen Winkel, dass der Polizist es aus seiner sitzenden Position im Auto nicht sehen kann. Der Polizeibeamte spricht Hanjo an, dass man nicht zum Wrack fahren darf. Ja, das wissen wir, haben wir auch nicht gemacht, aber der Kollege da unten. Gestikulierend versucht Hanjo ihm klar zu machen was los ist. Jedoch sieht es der Herr nicht mal ein auszusteigen und versteht nicht was Hanjo meint. Uns auch egal, Pech gehabt. Wir fahren einfach. Und genauso ist die Polizei im ganzen Land. Sitzen in ihren Autos an Straßen und schlafen oder daddeln mit dem Handy rum.
Vom Wrack aus wollen wir etwas weiter in den Norden. Dies bleibt uns verwehrt, denn in der Gegend ist Saudi dabei eine „Stadt der Zukunft“ zu bauen – Neom. Viele LKWs, Camps, Erdbewegungen etc. sind zu sehen.
Was man im Internet darüber liest ist gigantisch und unvorstellbar. Man wird sehen, ob das was wird oder ob es endet wie viele Bauprojekte hier. Ach ja, umstritten ist das Projekt noch dazu, denn in der Gegend leben viele Beduinen welche dadurch verdrängt werden.
Langsam machen wir uns mit ein paar Übernachtungsstopps auf den Weg Richtung jordanische Grenze.
Doch an einem Tag leuchtet die Dieselfilter Warnlampe. Kein Problem, Hanjo wechselt den Filter. Aber was ist das?! Beim Filterwechsel findet Hanjo im Filtergehäuse wieder viele Metallspäne. Genauso wie in Botswana auch schon. Dort haben wir alles reinigen lassen, auch den Tank. Wir gehen nochmal alles durch. Das einzige Bauteil welches nun in Frage kommt, was die Späne verursacht, ist die Hochdruck Dieselpumpe. Bis jetzt haben wir keinerlei Probleme! Aber wir haben Bedenken, dass wir uns die neuen Injektoren aus Botswana wieder beschädigen. So entscheiden wir uns diese Pumpe zu wechseln. Doch wo macht man das am besten? Kuwait scheint eine gute Adresse dafür zu sein. Dort haben wir ein, zwei Kontakte. So bestellen wir die benötigten Ersatzteile zu einem noch uns Unbekannten Kuwaiti, der uns Hilfe zugesagt hat.
Auf dem Weg zur Grenze stolpern wir noch über das Training von Kamelen für ein Rennen. Aber nun geht es jetzt erstmal nach Jordanien.