Es geht endlich los!

 

Zweitägige Transitreise Österreich und Ungarn

 

Freitagnachmittag, Ferienbeginn, Reisestart! Wir stellen uns auf Stau ein und beginnen unsere Transitfahrt in Richtung Süden über die A5, A6, A3 und passieren bei Passau die Grenze zu Österreich (Vignette 10 Tage 8,80€). Erstaunlicherweise bisher fast ohne Stau, trotz Ferienbeginn. In Österreich übernachten wir auf dem Rastplatz Haag. Einmal quer durchs Nachbarland und wir erreichen den Grenzübergang Mosonmagyaróvár und reisen nach Ungarn ein (Vignette 10 Tage 12,50€). Unser geplanter Städtestopp in Budapest muss leider wegen Regen entfallen und so biegen wir bei Budapest in Richtung Süden ab und folgen der E75/M5. Über die E68/M43 erreichen wir den Grenzübergang der A1 bei Arad. 153 Lkw’s warten an der Grenze. Für Pkw‘s ist die Schlange sehr überschaubar und so kommen wir am zweiten Tag der Reise in Rumänien an.

Rumänien

Tag 2

Arad, die erste Stadt durch die wir in Rumänien kommen, grüßt mit alten, leerstehenden Industriebauten und dem östlichen Flair von stehengebliebener Zeit und Zerfall. Die Straßen sind sehr belebt und zwischen den doch ärmlichen Verhältnissen schimmert immer wieder der westliche Einfluss hervor. Wir finden einen Lidl und decken uns noch einmal mit Lebensmitteln ein. Anschließend verlassen wir schnell das geschäftige Treiben der Großstadt.
Wir fahren noch ein kleines Stück nordöstlich ins Land hinein und sehen die ersten Ausläufer der Karpaten vor uns. Friedlich liegen die mit im Wechsel Wald und Wiesen bedeckten grünen Berge vor uns. Wir fahren direkt auf sie zu und man könnte meinen sie würden leise ein Schlummerlied flüstern.
In Şiria entscheiden wir uns die Straße zu verlassen und den ersten Offroadausflug in die Karpaten zu unternehmen, auf der Suche nach einem Schlafplatz. Wir fahren einen recht matschigen Weg über eine Graslandschaft hinauf und entdecken eine alte Ruine oben am Berg. Bevor wir diese jedoch erreichen fahren wir uns zum ersten Mal fest und müssen kurz im Schlamm buddeln. Somit bekomme ich als blutige Offroadanfängerin nach nur ca. 500m abseits der Straße meine Feuertaufe im Dreckschaufeln. Natürlich inklusive dreckiger Schuhe und Hose!

 

Glücklicherweise ist diese Aktion schon nach kurzer Zeit abgeschlossen und wir setzen die Fahrt fort. Weiter oben am Hang geht die Graslandschaft in Wald über. Ein paar Waldwege und tiefe Matschlöcher später kommen wir auf eine Lichtung welche uns ganz gut gefällt. Und da es schon langsam zu dämmern beginnt wählen wir diese als Stellplatz für die Nacht aus.

 Tag 3

In der Nacht kommt ein Tier vorbei, welches undefinierbare Geräusche von sich gibt, und in der Früh rasen drei Quadfahrer vorüber; wir sind also nicht allein hier unterwegs.
Nach dem Frühstück fahren wir weiter. Die Wege sind durch den starken und fast pausenlosen Regen der vergangenen Nacht sehr matschig und ausgewaschen. Bergab ist immer wieder zu spüren, dass das Auto leicht ins Rutschen kommt. Nur unweit von unserem Schlafplatz entfernt scheint der Weg zu enden und geht in einen Abhang, den augenscheinlich recht viel Wasser hinabgeflossen ist, über. Nach einer kurzen fußläufigen Erkundung bin ich nicht sehr erbaut von dem Vorhaben diesen hinabzufahren. Zurück können wir allerdings auch nicht, da der Rückweg zu steil und zu rutschig ist. Hanjo entscheidet zu fahren. Oder sagen wir besser unkontrolliert zu rutschen. Ca. 200m rutscht der Lux den Abhang hinunter und wird gerade noch von einem Haufen Äste und einer Baumwurzel, welche sich im Unterbodenschutz verkeilen, gebremst – 10cm vor einem Baum, der sonst in die Beifahrertür eingeschlagen wäre. Kaum zu glauben aber dem Lux scheint bei dieser Aktion tatsächlich nichts passiert zu sein – Hanjo Gott sei Dank auch nicht. Wir atmen nach diesem Schreck kurz durch, machen uns einen Plan wie wir den Lux da wieder weg bekommen und packen Greifzug, Bandschlingen, Seil etc. aus. Etwa eine Stunde sind wir damit beschäftigt das Auto, auf den am Ende des Hanges doch wieder auftauchenden Weg, zu manövrieren. Immer wieder ziehen wir das Heck des Lux ein Stück bergauf um die Äste unter ihm auszubuddeln und lassen ihn dann langsam auf den Weg ab, ständig gesichert durch Greifzug und/oder Reibungsanker. Wir hangeln uns Meter für Meter den Berg hinab. Ein mühsames Unterfangen.
Während dieser Aktion hört man im Wald immer wieder die Quadfahrer die uns heute Morgen schon aufgefallen sind.
Ein Stück den Weg runter wird der Hang flacher. Wir packen das Material ein und fahren ein Stück – in ziemlicher Schräglage auf einem stark ausgewaschenen Weg. Aber es wäre ja auch zu einfach, wenn dieser nun einfach weiter ginge. Nein, vor uns fällt der Weg plötzlich über große Steine etwa 2m ab. Wir räumen Steine herbei und bauen eine Rampe. Der Lux bedankt sich indem er ohne große Mühe die Rampe befährt und die Hürde so meistert. Noch durch einen Bach und ein paar Schlammlöcher und der Wald spuckt uns nach fast vier Stunden auf einer Wiese im Flachen aus auf der uns eine Herde Schafe samt Schäfer begrüßt.
Ich würde sagen meine Feuertaufe im Offroadfahren habe ich bestanden. Der Meinung ist Hanjo glücklicherweise auch, aber dennoch einigen wir uns die „verlorene“ Zeit nun auf der Straße wieder reinzuholen. So fahren wir weiter Richtung Norden und erreichen Moneasa. Am Ortsausgang endet die asphaltierte Straße plötzlich und geht allenfalls als besserer Feldweg zu bezeichnender Weg weiter. Landschaftlich ist diese Straße wunderschön; zwischen den Bergen entlang mit üppiger Flora und Fauna am Wegesrand aber ohne 4x4 sicher eine spaßige Angelegenheit. Hier sei aber noch kurz erwähnt, dass diese „Straße“ durchaus als normale Straße im Navi und in sämtlichen Karten verzeichnet ist. Aber in Rumänien geht man mit Autos auch nicht sonderlich pfleglich um, also warum nicht mit einem Ford Fiesta da lang fahren?
Wir kommen durch viele kleine Ortschaften in denen wir kritisch beäugt werden. Häufig sitzen die Einheimischen vor ihren Häusern auf Bänken und unterhalten sich. Wir winken ab und an freundlich und oft wird unser Gruß erwidert.
Auf unserem Plan steht Gârda de Sus oder besser gesagt die Eishöhle Scărișoara. Wir überqueren einen Pass auf 1240m und finden die Höhle recht schnell. Sie ist gut ausgeschildert und „leicht touristisch erschlossen“ (es gibt Hinweisschilder, ein paar Stände auf dem Fußweg zur Höhle und einige Informationstafeln vor der Höhle). Wir parken und machen uns zu Fuß auf den Weg. Nach ca. 10 Minuten erreichen wir den Eingang bzw. das Tickethäuschen. Es ist Sonntag, 18:30h und die Höhle schloss um 17h. Wir sehen uns die Infotafeln an und überlegen eine Nacht in der Nähe zu bleiben um am nächsten Morgen die Höhle besichtigen zu können. Gesagt, getan. Wir suchen uns einen Parkplatz welcher zwar an der Straße gelegen ist, aber kaum befahren. Am Abend bekommen wir noch „Besuch“ von ein paar Jugendlichen welche sich mit lauter Musik etwas entfernt auch an der Straße aufhalten und haben beim Essen Gesellschaft von zwei bellenden Vierbeinern.

 

Ein aufregender und anstrengender Tag geht zu Ende. Ich falle tot müde in der Wohnkabine ins Bett, froh und glücklich diese tollen Erlebnisse und Erfahrungen machen zu dürfen. Die bergige aber dennoch weite Landschaft mit ihrem Abwechslungsreichtum zwischen Wiesen und Wäldern fasziniert mich. Auch auf den Besuch der Eishöhle morgen früh freue ich mich und schlafe zufrieden ein.

 Tag 4

 Nach einer sehr ruhigen und erholsamen Nacht stehen wir 3 Minuten vor 10 vor dem Ticketverkauf der Höhle. Wir zahlen 11 Lei/Person (ca. 2,50€) und steigen gestärkt durch ein Milchreisfrühstück die semiprofessionell zusammengeschusterten Metalltreppenstufen herunter. Beeindruckend ist der grün bewachsene Schacht in den man hinabsteigt, welcher nach und nach das erste Eis zu sehen freigibt. Der Führer erzählt etwas auf Rumänisch und verschwindet dann wieder nach oben. Wir sehen uns ganz in Ruhe um und sind beeindruckt von den Formen des Jahrtausende alten Eis. Natürlich machen wir Fotos und steigen dann auch wieder nach oben.

 

Durch viele kleine, fast verlassene Orte in denen die Zeit, so scheint es, stehen geblieben ist setzen wir unsere Reise fort. Auf einer Anhöhe stehen vier Männer im Nieselregen und sägen Holz. Mit einem uralten Gerät – interessant. Wir halten. Bewaffnet mit Fotoapparat und einer halbvollen Schachtel Zigaretten „fragen“ wir ob wir ein Foto von ihnen machen dürfen. Grandioses Bild.
Über gut ausgebaute Bundesstraßen fahren wir über Cluj Napoca (Klausenburg) weiter nach Dej und nordöstlich über Beclean nach Telciu und Telcişor. Von dort wollen wir eine weitere Höhle erreichen. Auf dem Weg entdecken wir ein Schild welches zu einem Kloster in 4km hinweist. Interessant – da schauen wir doch mal vorbei. Dachten wir… Nach ca. 2/3 der Strecke ist der Weg allenfalls noch als Rückeweg zu bezeichnen und zwingt uns in einem fast waghalsigen Manöver zum Umkehren.
Ohne das Kloster gesehen zu haben setzen wir unseren Weg fort und kommen auf den Pass Setref wo wir auf einen kleinen Weg einbiegen auf der Suche nach einem Nachtlager. Uns kommen auf der ausgefahrenen und durchnässten Piste noch ein Fuhrwerk (ja…das ist hier keine Seltenheit) und ein Auto entgegen welchen wir kunstvoll ausweichen. Wir finden eine schöne Wiese am Wegesrand welche wahnsinnig blumig, frisch duftet. So etwas habe ich in meinem Leben zuvor noch nie auf einer Wiese erlebt. Wahnsinn, tief einatmen, Augen schließen und genießen.
In einem kleinen Graben neben dem Weg stellen wir das Auto mit einer tollen Aussicht ab. Es ist noch nicht allzu spät und wir räumen das Material welches wir gestern bei der Waldaktion in Gebrauch hatten mal wieder ordentlich zusammen. Aber halt mal…wo ist die Stange vom Greifzug? Tja…die haben wir wohl im Eifer des Gefechts im Wald stehen lassen…mist. Schlussfolgerung: Entweder ab jetzt keine waghalsigen Aktionen abseits der Straße mehr oder morgen ein Rohr besorgen.

 

Peştera Ghețarul Scărișoara (Gârda de Sus im Nationalpark Apuseni)

Die Höhle Scărișoara öffnet sich auf einer Höhe von 1165m. Ihre Länge beträgt 700m bei einer Tiefe von 105m. Über einen Schacht mit einer Tiefe von 48m und einem Durchmesser von 60m gelangt man in die Höhle. Der größte Eisblock der Höhle hat ein Volumen von 100.000m3, eine maximale Dicke von 22,5m und wird auf ca. 3800 Jahre geschätzt. Dies macht ihn zum zweitgrößten und ältesten Eisblock der Welt. Er existiert, da die Höhle als Kältefalle fungiert, welche die Kaltluft der Winter einfängt. In der gesamten Höhle befinden sich Eisstalagmiten. Ihre Größe schwankt zwischen wenigen cm und über 10m. Die Temperaturen in der Höhle schwanken zwischen -14°C und +4,5°C (je nach Stelle).

Öffnungszeiten:
Laut Flyer täglich von 9:00 – 18:00 Uhr

Als wir vor Ort waren stand jedoch täglich von 10-17 Uhr an (evtl. Saison abhängig?!).

 

Rumänien/Ukraine

Tag 5

6 Uhr, ein Fuhrwerk nähert sich uns (Och nein… nicht um diese Uhrzeit…), bleibt kurz neben dem Lux stehen und fährt dann doch weiter. 7:30 Uhr wir stehen auf und frühstücken und die Kutsche nähert sich aus entgegengesetzter Richtung wieder. Ein älterer Herr hält an, steigt ab und beginnt wild auf Rumänisch auf uns einzureden. Nach einiger Zeit wird uns klar, dass er mit unserem Stellplatz nicht ganz einverstanden ist. Es sei wohl wertvolles Gras für sein Pferd. Letztendlich will der Herr, in der müllmannorangenen Stadtwerke Bonn Jacke, 3Lei haben oder er holt die Polizei. Problem an der Sache: Wir haben nur noch 2Lei klein. So beschließen wir ihm einen 5€ Schein in die Hand zu drücken; auf diesen Deal lässt er sich jedoch nicht ein und beharrt auf seinen 3Lei. Mit Händen und Füßen machen wir ihm klar, dass 5! MEHR als 3 ist. Er ist einverstanden, wir packen zügig zusammen und machen uns aus dem Matsch davon.

 

Über die 17C und 18 fahren wir nach Vişieu de Sus und sehen uns die Wassertalbahn (Mocặnița) an. Wunderschöne, alte auf Schmalspurgleisen fahrende, Dampfloks welche mit Holz befeuert werden gibt es zu begutachten. Weiterhin kann man auf das direkt benachbarte Holzwerk einen Blick werfen. Hier ist man auf (vorwiegend) einheimischen Tourismus eingestellt. Man kann mit der Bahn fahren, was wir persönlich an dieser Stelle als nicht sonderlich interessant empfinden. Daher machen wir einige Bilder und fahren über die 18 und 19weiter über Sighetu Marmației nach Sặpặnța.

 

Der „heitere Friedhof“ in Sặpặnța ist gut ausgeschildert, sodass wir diesen schnell finden. Anscheinend auch einige andere Touristen. Verkaufsbuden reihen sich aneinander und einen Parkplatz müssen wir auch kurze Zeit suchen. Hinter einem schmiedeeisernen Tor steht eine kleine Hütte an welcher man eine Eintrittskarte kaufen muss (10 Lei pro Person ca. 2,20€; Fotografieren kostet extra).Die auf dem Friedhof stehende Kirche wird zurzeit renoviert, sodass ein reges Treiben von

 

Bauarbeitern und Touristen auf dem Friedhof herrscht. Die hauptsächlich blauen, geschnitzten Holzkreuze fallen direkt ins Auge und verleihen dem Friedhof, in Verbindung mit dem Treiben auf ihm, eine ganz andere Atmosphäre als man es von einem Friedhof erwartet. Fast wie auf dem Jahrmarkt drängen sich Touristen, Bauarbeiter und andere kichernd und sich unterhaltend durch die engen Wege zwischen den Gräbern. Keine Ruhe, wenig Andächtigkeit. Dieser Friedhof ist eben „anders“. Wir machen einige Bilder und würden gerne das ein oder andere verstehen was auf den Grabinnschriften zu lesen ist. Leider finden wir nur eine Tafel auf Englisch welche die Entstehung des Friedhofes erläutert.

 

Zurück in Sighetu Marmației schlendern wir über einen Markt und fahren dann zum Grenzübergang Richtung Ukraine. Die Grenze auf rumänischer Seite passieren wir schnell. Auf der anderen Seite der Holzbrücke stehen wir in der Schlange hinter sieben weiteren Autos vor der ukrainischen Grenze. Wir werden von Soldaten gebeten auszusteigen. Natürlich mit Händen und Füßen, denn wer spricht denn hier schon Englisch?! Zu dritt nehmen sie uns, den Lux und dessen Inhalt unter die Lupe. Der Soldat will irgendein Dokument…Er hat doch schon die Pässe, den Fahrzeugschein (Dokumenti Maschina) und Sonstiges. Ah, die grüne Versicherungskarte will er haben. Kein Problem, die haben wir. Gültig für die Ukraine! Ja, aber die ist, wie der Grenzposten feststellt, seit acht Monaten abgelaufen…mist. Danach hat natürlich keiner geschaut. Er will 20€. Naja ein bisschen Schmiergeld ist hier wohl normal. Weiter zur erneuten Passkontrolle und Zolldeklaration sowie 1€ „Schwerlaststeuer“/Maut oder sowas zahlen und nach ca. 1,5h sind wir dann in der Ukraine. 

 

Wir kommen nach Solotwyno wo es einige von Touristen belagerte Salzschwimmbäder gibt. Wäre jetzt nicht so unser Fall, aber interessant zu begutachten. Geldwechseln ist der nächste Plan. Wobei wir feststellen müssen, dass es in der Ukraine wohl nicht so einfach ist eine Bank oder einen Bankautomaten zu finden. Wir haben noch ein paar Lei welche wir tauschen wollen. An einer kleinen „Kiosk-Bude“ fragen wir nach einer Möglichkeit Geld zu wechseln. Der Inhaber bietet direkt seine Geldwechseldienste an. Jedoch zu einem unterirdischen Kurs. Er rennt zu einem benachbarten Laden und kommt mit einem neuen Wechselkurs zurück. Dieser passt uns für unsere 130 Lei schon besser. Wir kaufen noch ein paar Äpfel und eine Flasche Sprite und fahren weiter Richtung Dolyna. Vorbei an schönen grün bewachsenen Bergen, Tälern und Seen (Mereshor See) erreichen wir Mizhhirs’kyi Raion. Wir fahren eine kleine Straße bergauf und finden einen tollen Platz mit einer traumhaften Aussicht für die Nacht.
Als ersten Eindruck zur Ukraine ist zu sagen, dass die Verhältnisse im Vergleich zu Rumänien noch ärmer sind. Es ist zu sehen und zu spüren, dass dieses Land nicht mehr zur EU gehört, auch wenn ich nie vermutet hätte, dass die Unterschiede so drastisch und auffällig sind. Man lebt hier noch in kleinen, selbstgebauten Hütten mit Kühen, ein paar Hühnern, einem Hund und einem Schwein mitten im Nirgendwo. Im Kontrast dazu fällt auf, dass der Glaube hier einen sehr hohen Stellenwert genießt. Kirchen sind farbenfroh und prunkvoll gestaltet und bis ins letzte Detail gepflegt. Ihre makellos glänzenden Dächer strahlen in der Sonne über die Ebene hinweg und blitzen glänzend zwischen den Hängen der Berge.
Am Abend philosophieren wir darüber ob diese Menschen vielleicht mit dem einfachen Leben welches sie führen und dem Wenigen was sie haben zufriedener und glücklicher sind als wir, die immer Werten, Normen, Regeln und Gesetzen hinterher rennen…

 

Wassertalbahn (Mocặnița) Vişieu de Sus

Die Wassertalbahn in Vişieu de Sus ist die letzte regulär betriebene Waldbahn Rumäniens. Mit einer Länge von 56,1 km auf einer Spurbreite von 760 mm (Bosnische Spurweite) schafft sie 15 km/h durch die Befeuerung mit Holz. 1932 wurde der Bau der Bahn fertiggestellt und von der staatlichen CFF in Betrieb genommen. 2003 ging die Bahn in den Besitz des größten Sägewerkes (R.G. Holz Company S.R.L.) der Stadt Vişieu de SuS über. Die Züge fahren noch heute mehrmals täglich in die Wälder hinein um Holz zum Sägewerk zu transportieren (bis 2006 mit Dampfloks, heute fast ausschließlich Dieselloks). Weiterhin befördert sie Waldarbeiter. Dem Schweizer Verein „Hilfe für die Wassertalbahn“ gelang es, einige dampfbetriebene Züge noch heute für touristische Zwecke verkehren zu lassen. Von Vişieu de Sus bis zur Hälfte der Strecke zum Bahnhof Paltin fahren die Züge Mai bis Juni und Mitte September bis Ende Oktober. Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag. Im Juli, August und der ersten Hälfte des Septembers verkehren die Touristenzüge täglich.
http://www.cffviseu.ro/content/index.php

 

„Heiterer Friedhof“ (Cimitirul Vesel) Sặpặnța

 

Der „lustige oder heitere Friedhof“ liegt im Norden Rumäniens, in Sặpặnța. Er beherbergt ca. 800 Gräber mit ungewöhnlichen Holzkreuzen.
Die blaue Bemalung der Grabeskreuze soll den Himmel symbolisieren in welchen die Seelen der Toten aufsteigen. Weiterhin ist das Holz mit schwarzen, gelben, roten und grünen Verzierungen bemalt. In der Mitte eines jeden Kreuzes ist ein Bild eingeschnitzt welches eine besondere Lebenssituation des Toten zeigt. Der weiße oder silberne Text darunter, auf dem senkrechten Teil des Kreuzes, schildert humoristisch und in Reimform geschrieben das Leben und/oder Eigenschaften des Verstorbenen.
In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann der Holzschnitzer Stan Ioan Pặtraş
 diese Art von Grabmalen zu gestalten. Die Leute fanden Gefallen an den ungewöhnlichen Kreuzen und es entstand eine Tradition daraus. Seit nun 33 Jahren führt heute der Nachfolger des Ideenschöpfers, Dumitru Pop, den Brauch weiter. Einzig und allein der Künstler gestaltet die Kreuze, nicht einmal die Familien haben Mitspracherecht. In Sặpặnța gibt es noch weitere Friedhöfe, auf welchen eine Bestattung kostenfrei ist, auf dem „heiteren Friedhof“ zahlen die Menschen ca. 500€ für die Grabstätte und ca. 1000€ für die Bestattung.

 Tag 6

 Von der Sonne geweckt starten wir in den Tag. Einige Bauernfamilien kommen den Berg hoch an uns vorbei. Hier stört sich niemand daran, dass wir auf einem kleinen Streifen Wiese stehen. Nach einem guten Frühstück in der Sonne mit grandioser Aussicht fahren wir zum Shypit (Schypit) Wasserfall. Der Fluss Pylypets fällt hier atemberaubend über Felsen 14m in die Tiefe. Man muss ein kleines Eintrittsgeld bezahlen und natürlich auf dem Weg vom Parkplatz an ein paar Buden vorbei (welche leckere Spieße grillen, aber wir haben leider keine ukrainischen Griwna mehr). Auch hier sind einige Touristen unterwegs die oben am Wasserfall sogar baden.
Nachdem wir auf einer Bank Geld getauscht haben, halten wir zum Mittag an einem wohl gehobenem Feriendomizil an. Mit ein paar Worten Englisch verkauft uns der Kellner ein Menü aus Salat, Pommes, Hähnchenschnitzel und eine komische Limonade, naja nicht gerade ukrainisch aber es ist gut und für gerade einmal 162UAH (ca. 5,50€) für alles mehr als billig.

 

Als Zugang zum Nationalpark Uzhanskyi wird der Ort Stavne angegeben. Wir kommen im Ort an und erhoffen uns ein Infocenter oder ähnliches (nach der Anpreisung im Netz könnte man das Vermuten). Jedoch finden wir im Ort nur einige Infotafeln (die Meisten auf Russisch). Wie man dann genau von diesem Ort aus den Nationalpark im Dreiländereck entdecken soll bleibt uns ein Rätsel.
Wir fahren im Ort einen Weg hoch, welcher laut Navi irgendwann endet. Unser Mut ihm trotzdem zu folgen wird mit einem traumhaften Stellplatz mit einem Ausblick über den Nationalpark belohnt. Wir lassen uns die Abendsonne ins Gesicht scheinen und sehen uns den Sonnenuntergang an. Der Himmel ist sternenklar, der Mond voll und deutlich zu sehen (keine Lichtverschmutzung). Wir experimentieren ein wenig mit der Kamera herum und machen Aufnahmen von Mond und dem großen Wagen. Gegen 23 Uhr gehen wir in die Wohnkabine und schauen uns auf dem Laptop die Bilder an. Plötzlich nähert sich ein Motorrad (ja, hier im Nichts!). Wir machen das Licht aus und „stellen uns schlafend“. Es hält neben uns und jemand schleicht hörbar um unser Auto herum. Es klopft – wir machen das Licht an antworten und öffnen die Tür. Ein Ausweis wird uns direkt unter die Nase gerieben. Ein junger ukrainischer Grenzsoldat steht da vor unserer Wohnkabinentür. Er kann Russisch, Tschechisch und Polnisch – schön, wir können Deutsch, Englisch und ein bisschen Französisch. Also machen wir ihm irgendwie klar, dass wir Touristen sind. Auf unserer Karte zeigen wir ihm, wo wir morgen hinwollen – über die Grenze in die Slowakei. Er kontrolliert die Pässe, telefoniert wohl mit seinem Vorgesetzten und wir dürfen bleiben. Er verabschiedet sich freundlich und fährt davon.

 Ukraine/Slowakei/Polen

 Tag 7

Beim Frühstück schauen uns zwei Kühe zu, welche neugierig an unserem über der Fahrertür hängenden Schlafsack riechen. Auf dem Weg zur „Hauptstraße“ zähle ich das restliche Geld – 640UAH. Wir halten an der nächsten Tankstelle, tanken und sind „pleite“.
Um in die Slowakei einzureisen haben wir uns den Grenzübergang Malyi Bereznyi/Ubľa (
N48°53'1.763", O22°25'13.228") ausgesucht. Dieser ist eigentlich nur als nationaler Übergang gekennzeichnet, aber einen Versuch ist es ja wert – Klappt! Ohne Probleme können wir diesen Übergang nutzen. Beobachten dabei noch eine nette Schmiergeldzahlung auf ukrainischer Seite und reisen in die Slowakei ein.
Auf slowakischer Seite wird der Zugang zum Nationalpark Poloniny mit dem Ort Nová Sedlica angegeben. Wir fahren hin. Jedoch auch hier das gleiche Bild wie schon in der Ukraine; ein paar Infotafeln auf Slowakisch, das war‘s. Wir fahren weiter in Richtung Stausee Starina. Ein riesiger See in einem herrlichen blau/grün eingebettet zwischen Bergen der Waldkarpaten liegt vor uns. Ein paar Bilder später und wir sind auf dem Weg nach Prešov. Nach einem kurzen Einkauf fahren wir über eine sehr gut ausgebaute, neue Autobahn (Vignette 10 Tage/10€). In Poprad fahren wir ab und passieren zwischen den Bergen die Grenze zu Polen und fahren Richtung Zakopane. Je näher wir dem polnische Wintersportmekka kommen desto mehr Verkehr und Touris begegnen uns. Wir finden in dem überfüllten Ort einen kleinen süßen Campingplatz. Ein kleiner dicklicher Mann in grüner Latzhose und mit einem Schlapphut begrüßt uns sehr herzlich und bietet uns einen Stellplatz für 60 Zloty an (ca. 13,50€). Toilette und Dusche gibt es. Perfekt, mehr brauchen wir nicht. Die erste Dusche nach fast einer Woche grenzt ja schon fast an Luxus, auch wenn der Wasserstrahl eher dem einer Spritzpistole ähnelt.

 

Stausee Starina

Eingebettet in den Waldkarpaten nahe der Stadt Stakcin liegt der Trinkwasserstausee Starina im Norden der Slowakei. Der See liegt am Fluss Cichora und verfügt sowohl über einen Zu- sowie einen Ablauf über diesen. Von 1983-1988 wurde der See im Nationalpark Poloniny gebaut. Der Stausee erstreckt sich über eine Fläche von 240ha und umfasst eine Füllmenge von 59,8Mio m3 Wasser. Der See stellt einen wichtigen Wasservorrat für die Ostslowakei, vor allem für die Städte Presov und Kosice dar.

 

 Polen/Deutschland

 Tag 8

 Von Zakopane fahren wir weiter nach Krakau. Ein bisschen Sightseeing kann nicht schaden. Wir stellen fest, dass der katholische Weltjugendtag gerade beginnt. Überall stehen Bühnen, es wird gesungen, getanzt und musiziert. Wir lassen uns treiben durch die angenehme Atmosphäre die in der Luft liegt und lauschen der ein oder anderen Veranstaltung.
Ansonsten trumpft Krakau mit vielen Kirchen, einem Schloss, unzähligen kleinen malerischen Gassen, kleinen Cafés und viel Handgemachtem auf. Überall in der Stadt weht ein leichter Wind des Umbruchs in die Moderne. Eine alte Straßenbahn fährt direkt neben einer top modernen in die Haltestelle ein. Häuser vom Erdgeschoss bis zum 1. OG schick hergerichtet und ab dem 1. OG bis unters Dach eine Bruchbude. Am Ufer der Weichsel entdecken wir zwei alte Häuser die durch einen modernen Bau aus Metall überbaut wurden.
Nach dem Besuch der zweitgrößten Stadt Polens, welche auf jeden Fall einen Abstecher wert ist, entscheiden wir uns unser Navi in Richtung Heimat zu programmieren.
1060km spuckt das gute Stück aus. Na gut in zwei Tagen machbar. Über die A4 geht es durch einige Mautstellen (Berechnung nach Strecke meist ca. 10zt alle 80km) vorbei an Katowice nach Deutschland. Wir fahren nach der Grenze den ersten deutschen Rastplatz an und übernachten dort.

 Tag 9

Wir sind unserem Zeitplan gut einen Tag voraus und beschließen heute nachhause durch zu fahren. Zur Begrüßung am Morgen hält auf dem Rastplatz genau neben uns ein Reisebus. Die Insassen blockieren gefühlte 3 Stunden die Toiletten…dabei müsste ich doch auch mal. Irgendwann fährt der Reisebus weiter, ich kann auf Toilette und wir frühstücken. Die Heimfahrt nach Nordhorn verläuft ohne weitere Ereignisse, sodass wir am Nachmittag ankommen.
Liebevoll wird der Lux von oben bis unten und vorn und hinten geschrubbt, die Wohnkabine ausgeräumt und ebenfalls geputzt.

 

Tja und damit geht eine tolle Reise leider schon wieder viel zu schnell zu Ende. Aber eins steht fest! Der Osten sieht uns sicher wieder!

 

FAZIT: Sechs Länder in knapp 9 Tagen, fünf Währungen, 4.167km,  1.000.000 neue Eindrücke, unzählige neue Erfahrungen und zwei überglückliche Weltenbummler!